Interview mit Stefanie Heintze

Erstveröffentlichung: 23.03.2020

Dies ist das dritte Interview einer Reihe, für die ich arbeitende Mamas interviewt habe. Ich möchte Dir damit verschiedene Lebens- und Arbeitsmodelle zeigen und Dir Mut machen, dass Du Deinen eigenen Weg für Dich findest. 

Meine heutige Interviewpartnerin ist Stefanie. Stefanie ist 30 Jahre alt, sie hat eine einjährige Tochter.  Stefanie hat Biomolecular Engineering (Molekulare Biotechnologie) studiert und arbeitet nun im Bereich des Marketings und der Marktanalyse eines globalen Herstellers von Filtrationslösungen. Sie ist bereits 6 Monate nach der Geburt wieder arbeiten gegangen. Sie und ihr Mann arbeiten beide in Teilzeit. 

Stefanie, Du bist bereits nach 6 Monaten wieder arbeiten gegangen. Warum bist Du nicht, wie viele Mamas das erste Jahr zu Hause geblieben? Hat auch Dein Mann Elternzeit genommen?

Erstmal der leichtere Teil: Mein Mann war den ersten Monat nach der Geburt mit in Elternzeit und den siebten Monat, als ich wieder anfing zu arbeiten.

Ich bin so früh wieder arbeiten gegangen, weil ich es wollte. Ich bin ein Mensch, der seinen Kopf benutzen muss, um mich ausgelastet und ausgeglichen zu fühlen. Natürlich lastet einen ein Baby auf seine eigene Art und Weise aus, jedoch bleibt die Auslastung in Form von Denkaufgaben auf der Strecke. Mir ging es nach 4-5 Monaten schon so, dass mir zu Hause die Decke „auf den Kopf fiel“ und ich mich trotz Babykursen, Baby, Haushalt und einiger Vereinsarbeit nicht mehr wohl und eingeengt fühlte.
Ich freute mich wirklich drauf, wieder arbeiten zu gehen. Auch war ich ein Stück weit froh die Verantwortung für mein süßes Baby für einige Zeit komplett abgeben zu können. Ich finde auch heute noch Tage im Büro, auch bei hohem Arbeitsaufwand, entspannter, als Tage mit einem schlecht gelaunten Baby zu Hause.

Fiel es Dir schwer, nach so kurzer Zeit wieder arbeiten zu gehen?

Wieder arbeiten zu gehen, fiel mir nicht schwer. Ich habe mich ehrlich gesagt drauf gefreut. Jedoch war es für mich anfangs sehr schwer, da meine Tochter zu Beginn meiner Tätigkeit plötzlich keine Flasche mehr, sondern nur noch gestillt werden wollte.
Da mein Arbeitsbeginn mitten im Hochsommer lag, konnte ich die Kleine nicht mit meinem Mann den ganzen Tag allein lassen, solange sie nicht aus der Flasche trank und dazu noch kein Wasser trank. Zudem kam dazu, dass meine Tochter zu diesem Zeitpunkt stark gefremdelt hat und sich vom Papa kaum betreuen lassen wollte.

Zum Glück habe ich einen sehr flexiblen Arbeitgeber, sodass ich die ersten Wochen komplett von zu Hause ausarbeiten konnte. Trotzdem habe ich in den ersten Wochen oft darüber nachgedacht, meine Stunden auf 20 Stunden pro Woche zu reduzieren, um den Stress aus der Familie zu nehmen. Ich wollte nicht, dass meine Tochter darunter leidet, nur weil ich (für mich) wieder arbeiten gehen wollte. Ich hatte schon ein Stück weit das Gefühl in der Situation egoistisch zu sein. Auch, wenn ich die Meinung vertrete, dass man nur gut für sein Kind sein kann, wenn man gut zu sich selbst ist. Wenn sich die Situation nicht nach einiger Zeit eingespielt hätte, hätte ich meine Zeiten reduziert, jedoch wollte ich nicht ganz aufhören zu arbeiten.

Wie teilt ihr euch die Arbeitszeit seit der Elternzeit?

Unser Modell funktioniert nur, da wir beide sowohl im Büro als auch aus dem Home-Office arbeiten können. Mein Mann arbeitet die Woche 2 ganze und 2 halbe Tage, ich gehe einen ganzen Tag und 2 halbe Tage ins Büro. Die restliche Zeit arbeiten wir beide vom Home-Office aus.

Was würdest Du sagen sind die Vor- und Nachteile an eurem Modell?

Vorteile sind:

  • Gleichmäßige Aufteilung der Arbeitsbelastung 
  • Gleichmäßiger Kontakt zum Kind (beide haben die Möglichkeit eine enge Bindung zum Kind aufzubauen)
  • Zeit für weitere Aktivitäten wie Vereinsarbeit

Nachteile sind:

  • Teilweise wenig gemeinsame Zeit als Familie: An den geteilten Tagen ist immer einer lange im Büro, an den anderen Tagen muss evtl. einer abends nochmal an den Rechner, je nachdem wie die Kleine Mittagsschlaf gemacht hat
  • Wenn das Kind schlecht oder wenig Mittagsschlaf macht, fehlt einem die Zeit zum Arbeiten, die muss man dann abends oder am Wochenende nachholen
  • Bei mehreren Ganztagsveranstaltungen eines Partners (Meeting, Schulung oder ähnliches) ist es ein Organisationsaufwand, damit der andere in der Zeit das Kind betreuen kann

Welche Tipps möchtest Du an andere arbeitende Mamas weitergeben?

Wenn ihr mit Kindern wieder arbeiten gehen wollt, dann lasst euch nicht davon abbringen. Setzt euch mit eurem Partner zusammen und seid kreativ. Traut euren Männern was zu. Auch die können sich um Kinder kümmern (auch wenn sie nicht stillen können 😉)

Macht euren Männern auch Mut. Auch bei vielen „familienfreundlichen“ Arbeitgebern, werden Männer noch komisch angeschaut, wenn sie in die Elternzeit gehen wollen.

Vielen Dank, Stefanie, dass Du Deine Erfahrungen mit uns geteilt hast.

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